Rudolf Beer an Hugo Schuchardt (07-00904)

von Rudolf Beer

an Hugo Schuchardt

Wien

10. 10. 1898

language Deutsch

Schlagwörter: language Arabischlanguage Semitische Sprachenlanguage Afroasiatische Sprachenlanguage Romanische Sprachen

Zitiervorschlag: Rudolf Beer an Hugo Schuchardt (07-00904). Wien, 10. 10. 1898. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7256, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7256.


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Dr. Rudolf Beer k. u. k. Amanuensis an der k. u. k. Bibliothek IX., Lackirergasse 1, Kaiserhof
Wien, den 10. October 1898

Hochverehrter Herr Professor!

Mein Amtsgenosse in der Bibliothek, der das Referat über orientalische Sprachen führt, theilt mir freundlichst mit, daß bakî ‘ah, aus dem sich lautgesetzlich baica entwickeln konnte, im arab. ein ziemlich gewöhnlicher Ausdruck für „Feld“1 ist. Ob in der Urkunde, welche die Esp. Sagrada2 bringt, veiga* [am Rande: wenn es nicht für velga verlesen ist. Umgekehrt hat der erste Druck der Urkunde aus Sahagun balca für baica.] bereits arabischem Einfluß seinen Ursprung danken kann, hängt natürlich von der Echtheitsfrage ab. Ich habe den Text heute näher angesehen und finde vorläufig nichts, was gegen die Echtheit spräche. Würde noch spätere genauere Untersuchung diesen ersten Eindruck bestätigen, dann kann aber von arab. Einfluß kaum die Rede sein. 711 hat die Schlacht bei X. d. l. Front.3 statt[gefunden], und schon 757 soll eine lat. Urkunde aus dem äußersten Norden arabischen Einfluß zeigen!

Als ich huelga erwähnte,4 bezeichnete ich dies ausdrücklich als einen Gedanken, auf den mich die Varianten des Urkundentextes brachten; ohne weitere Belege möchte ihn selbst niemand zur Annahme |2| empfehlen. Da aber die Stelle merkwürdig genug ist, um von Herrn Prof berücksichtigt zu werden, habe ich sie auf dem beil. Blatte ausgeschrieben. Zu erwähnen wäre noch, daß auch der Name Santa Maria de las Velgas (Huelgas) und Verte statt Huerta vorkommt; ferner das gewisse Nebenformen vorhanden sind, wo l vor f, p, d, g im spanischen schwindet worüber freilich unsere Grammatiken schweigen. Ich führe an, soweit ich sammelte: belfo und befo; cebo und celfo; golpe und copar; alducar und aducar wohl auch hierhergehörig nalga und naguas. Daß im Portug. ei und el sich entwickeln konnte wie ui aus ul läßt sich leider nicht erweisen. - Auf der Suche nach vicenda (vegada führt ja direct auf die von H. Prof. vorgeschlagene gewiß natürlichste Ableitung) habe ich bis jetzt etwa 100 Urkunden durchgesehen, leider erfolglos. -

Reynoso liegt auf meinem Arbeitstisch bereit5 und kann sofort auf Ihr Verlangen abgesendet werden. Wenn Herr Prof. mir anvertrauen wollten, worum es sich eigentlich handelt, würde ich wohl noch etwas ähnliches ausfindig machen.

Verehrungsvoll ergeben
Dr. Rud. Beer.

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Le comte Pedro Ansurez et sa femme doña Elo donnent à l’abbaye de Silos leur maison de Villabañez avec ses dépendances.

1085

… Et hec sunt heredidates quas … offerimus … alia serna de carrera de la vega … et alia in capite de la vega … et alia terra in vineis de suso de la velga1 et vinea que est en la velga de Yuso, et alia de somo de la velga … et alia vinea en la velga del Ciruello et alias duas in somo de la vella del Suso

Férotin, Recueil des chartes de l’Abbaye de Silos

Paris, 1897 S. 277.

Anmerkung Férotins

1) La version castillane (sie stammt aus d. Jahre 1376) traduit ce mot, ainsi que le mot vella qui vient un peu plus loin, par huelga et vuelga

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1 Nicht nachgewiesen; das gewöhnliche Wort ist „hkl“.

2 España Sagrada XXXVIII, Madrid 1793, Dok. XXIV. Testamentum Didaci Ansuriz Comes Sancto Salvatori de sua haereditate in Alier. Anno 1076“, S. 329 „villa pernominata Veiga, qui est in valle Alier ipsa villa cum adiacentiis“.

3 Jerez de la Frontera, Stadt in Andalusien; Ort der Schlacht zwischen Arabern und Westgoten.

4 Vgl. PK 00903.

5 Vgl. PK 00903.

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