Anton Bettelheim an Hugo Schuchardt (10-00982)

von Anton Bettelheim

an Hugo Schuchardt

Wien

22. 06. 1886

language Deutsch

Schlagwörter: Sprachen in der Dominikanischen Republiklanguage Langue bleue (Bolak) Friedjung, Heinrich Katona, Lajos Gotha Schuchardt, Hugo (1886) Schuchardt, Hugo (1885)

Zitiervorschlag: Anton Bettelheim an Hugo Schuchardt (10-00982). Wien, 22. 06. 1886. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6446, abgerufen am 18. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6446.


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Wien 22.VI.86
(zur Sommerszeit im Hause meiner Mutter: I Kärntnerring 3)

Verehrter Herr Professor!

Nicht bald konnte mich eine Anzeige herzlicher freuen, als Ihre gütige Mittheilung, daß Sie eine Feuilletonsammlung veranstaltet haben.1 Ich liebe keine schmeichlerischen Redensarten: aber diesmal erwarte ich ein ganzes Buch. Senden Sie dasselbe doch ehebaldigst an meine Wiener Adresse! Ich bin hoffentlich nicht durchwegs außer Stand, die Aufsätze zu würdigen: wenn irgendmöglich darf ich diese Studien doch wol in der „Deutschen Ztg“ besprechen: oder würden Sie es mir verdenken, wenn ich in der „Allg. Ztg.“ mich zum Wort melden würde, sobald ich gesehen, ob u. wie weit ich überhaupt mitreden kann?2|2| Anderseits möchte ich keinem Berufeneren die Gelegenheit nehmen, sich auszusprechen.

Daß ich, Friedjung zu gefallen, die Feuilleton-Redaction der „D. Z.“ übernommen, wissen Sie wol nicht. Ich bin täglich höchstens 2-3 Stunden beschäftigt u. in meinen Privatarbeiten nicht behindert.

Daß Cherbuliez, den ich zwar gar nicht kannte, am 1. Februar in der Revue mich viel zu nachsichtig u. anerkennend besprochen,3 ist Ihnen wol schon berichtet worden. Die Pariser haben mich überhaupt freundlichst behandelt. Mittlerweile habe ich auch überraschender Weise interessante Nova zu Beaum. gefunden.

Von Katona’s Anzeige hörte ich erst durch |3| Sie.4 Ich lese das „Magazin“ niemals. Villeicht stellt sich Katona jetzt mit einem neuen Versuch bei uns ein.

Und damit: in großer Hetze nochmals innigsten Dank für die so freundlich angekündigte Ges. Laute,5 leider ist mein Herz sehr bekümmert. Meine gute Mutter ist schwer krank.6 Ich reise mittags zu ihr. Auch in Gotha hab‘ ich bei meinem diesmaligen Aufenthalt Ihrer gedacht. Behalten Sie in freundlichem Andenken

Ihren

alten, treuen Verehrer

A. Bm.


1 Schuchardt, Romanisches und Keltisches; gesammelte Aufsätze, Straßburg; Trübner, 1886.

2 Eine Rez. Bettelheims ist nicht nachgewiesen.

3 Vgl. dazu Bettelheim, Beaumarchais. Eine Biographie. Zweite, neubearbeitete Auflage, München: C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 1911, S. VII: „In solchem Geist ehrlicher Forschung und Gewissenserforschung wurde diese erste deutsche Beaumarchais-Biographie geschrieben, die Victor Cherbuliez 1886 in der Revue des deux mondes mit den Worten willkommen heißt: Une biographie de Beaumarchais qu’on pourrait traiter de définitive, s’il y avait rien de définitif dans ce monde. Mit gleichem Wohlwollen urteilen deutsche Kenner, Michael Bernays, A. Brandl, Karl Frenzel, Lotheißen, Wilhem Scherer, Erich Schmidt, J. V. Widmann […]“. Schuchardt wird in dem Buch nicht erwähnt; vermutlich hatte er sich brieflich für die Übersendung eines Exemplars bedankt und in diesem Schreiben seine Kennerschaft Beaumarchais‘ unter Beweis gestellt.

4 Lajos Katona, Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes 109, 1886, Nr. 23, Sp. 358-360.

5 Ges. Laute. Sollte Über die Lautgesetze gemeint sein?

6 Vgl. Brief 00985.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 00982)