Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (064-04062)

von Gustav Gröber

an Hugo Schuchardt

Straßburg

11. 02. 1887

language Deutsch

Schlagwörter: Grundriss der romanischen Philologie Zeitschriften-Beitraglanguage Spanisch (Kolumbien) Ascoli, Graziadio Isaia Suchier, Hermann Baist, Gottfried Cornu, Julius Meyer, Gustav Schuchardt, Hugo (1887) Ascoli, Graziadio Isaia (1886–1888) Suchier, Hermann (1888) Morel-Fatio, Alfred (1888)

Zitiervorschlag: Gustav Gröber an Hugo Schuchardt (064-04062). Straßburg, 11. 02. 1887. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5863, abgerufen am 16. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5863.


|1|

[Poststempel: STRASSBURG-ELSASS RUPRECHTSAU 11-2-87]

Lieber Freund.

Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen für den Abdruck Ihrer Besprechung von Ascolis Lettere nicht schon längst gedankt habe.1 Ich habe Sie mehr als einmal gelesen, und den Reichthum an Belehrung, das Treffende der Winke, und nicht minder die Form bewundert. Vielleicht ist es Ketzerei, aber Sie werden mich ja dem Scheiterhaufen nicht überliefern, wenn ich sage, daß Ihre Randbemerkungen zu der Poscritta mir werthvoller scheinen als die Poscritta selbst. Sie bezeichnen den hypothetischen Charakter eines großen Theils der Ausführungen A‘s sehr fein, wenn Sie sagen, daß Sie nicht sicher seien, daß A. nicht noch die eine oder andere Form in petto behalte, die seine Ausführungen mit einem Male außer Zweifel setze. Man kann, wenn man zugleich selbst Hand anlegt und die Probleme löst, wie Sie es thun (cat. u = c-d u. andres), nicht zarter die Mängel der Beweisführung dessen aufdecken, der mit der Feder in der Hand Andre belehren will und das Ausschlaggebende zurückzuhalten zu können doch kaum glauben dürfen. – Übrigens habe ich in einer Reihe Briefe mich mit Ascoli über einige Punkte der Poscritta ziemlich verständigt, die mich angingen; ich dachte auch dabei etwas in petto zu finden; aber es zeigte sich, daß A. eine ganze Reihe von Punkten unbeachtet gelassen. Seine Antworten waren dafür stets von einer bezaubernden Liebenswürdigkeit.

Vielen Dank auch für die Nachricht über den Creolischen Abschnitt. In Bezug auf die Form bleibt Ihnen natürlich vollste Freiheit; was Sie bieten, werden wir schon brauchen können. Gesetzt wird jetzt an Suchiers Beitrag;2 der Setzer ist bei Bogen 40; das Catalanische, das hinter dem Frz.-Prov. folgt, geht in die Druckerei;3Baist schickt das Spanische tropfenweise ein; von Cornu hatte ich schon die Lautlehre hier;4 das Albanes. was Meyer so freundlich mir schon um Neujahr zu senden. Wann der Setzer an das Creolische kommt hängt davon ab, wie schnell Baist und Cornu liefern. Aber es ist Aussicht, daß ich beide Ms e spätestens Mitte März in die Druckerei geben kann. So kann dann allerdings der Satz des Creolischen bis zum April sich hinziehen. Hoffentlich sind Sie da für die Correctur erreichbar. Möge das Wetter nicht gar zu schön werden, damit Sie nicht zu weit entfliehen.

Mit herzlichem Gruße

Ihr

GGröber.

|2|

1 Schuchardt, „[Rez. von:] Due recenti lettere glottologiche e una poscritta nuova, di G. J. Ascoli. Estratto dal X volume dell’ ,Archivio glottologico italiano‘“, Literaturblatt für germ. u. rom. Philologie 8, 1887, 12-26, bes. Sp. 16f.

2 Hermann Suchier, „Die französische und provenzalische Sprache und ihre Mundarten“, Grundriss I, 1888, 561-668.

3 Alfred Morel-Fatio, „Das Catalanische“, ebd.; 669-688 (Bearbeitet von Herrn Dr. Adolf Horning).

4 Vgl. Lfd.Nr. 063-04061.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04062)