Wilhelm Hein an Hugo Schuchardt (01-04504)

von Wilhelm Hein

an Hugo Schuchardt

Floridsdorf

02. 06. 1900

language Deutsch

Schlagwörter: Persönliche Treffen Volkskundemuseum Wien Ethnologie, Anthropologie, Volkskunde Naturhistorisches Museum (Wien)

Zitiervorschlag: Wilhelm Hein an Hugo Schuchardt (01-04504). Floridsdorf, 02. 06. 1900. Hrsg. von Elisabeth Egger und Susanne Oberpeilsteiner (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5150, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5150.

Printedition: Egger, Elisabeth; Oberpeilsteiner, Susanne (2016): "Ich werde mir erlauben, Ihnen am Montag, den 5. d. M., um 10 Uhr Vormittags mit meiner Frau einen Besuch zu machen und Ihnen dann die Pariser Sichel zu überreichen". Die Korrespondenz von Wilhelm und Marie Hein mit Hugo Schuchardt. In: Grazer Linguistische Studien. Bd. 85., S. 57-130.


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Floridsdorf, Donaufelderstraße 2
2. Juni 1900

Hochgeehrter Herr Professor!

Es thut mir sehr leid, dass ich nicht mehr Gelegenheit fand, Ihnen unsere afrikanischen Messer zu zeigen und von Ihnen persönlich Abschied zu nehmen. Ein College hatte mich in einer dienstlichen Angelegenheit in Anspruch genommen und dann wünschte noch Prinzessin Therese von Bayern1 einige Aufklärungen. Das zog sich Alles so sehr in die Länge, dass Sie mittlerweile weggingen. Doch hat Ihnen ja Regierungsrath Heger2 wenigstens seinen Theil gezeigt. Wenn Sie mir die Nummern angeben, so kann ich Ihnen die Herkunftsangaben mittheilen.

In ausgezeichneter Hochschätzung Ihr stets

dienstbereiter
W. Hein

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1 Therese Prinzessin von Bayern (1850-1925), Botanikerin, Zoologin, Ethnologin, Anthropologin, Reiseschriftstellerin, entwickelte schon früh ein großes naturwissenschaftliches Interesse. Durch Privatunterricht und Selbststudium erwarb sie sich eine umfassende Bildung. Sie unternahm zahlreiche wissenschaftliche Reisen in Europa, Nordafrika, Nord- und Südamerika, von denen sie zoologische, botanische und anthropologisch-ethnologische Sammlungen mitbrachte und über die sie Reiseberichte publizierte. Ihre Sammlungen vermachte sie testamentarisch Münchner Museen (vgl. Bußmann 2011 ; Bautz 2003 : 1486-1493). Zwischen 1891 und 1908 stand Therese von Bayern in regem Kontakt mit dem k.k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien, sie besuchte die Sammlungen regelmäßig zu Studienzwecken. In den Jahresberichten sind immer wieder Schenkungen zoologischer Präparate ausgewiesen (vgl. Jahresberichte 1892 bis 1909). Ab 1901 bis zu ihrem Tod war Therese von Bayern Ehrenmitglied der AG ( Sitzungsberichte 1902: [4]; Sitzungsberichte 1925: [3]).

2 Franz Heger (1853-1931), Geologe, Ethnologe, war ab 1878 wissenschaftlicher Beamter am k.k. naturhistorischen Hofmuseum, ab 1882 Leiter der ethnographischen Sammlung und von 1884 bis 1919 Direktor der anthropologisch-ethnographischen Abteilung und Vorgesetzter von Wilhelm und Marie Hein. Hegers Schwerpunkt bildete die Bearbeitung der völkerkundlichen Bestände, die er durch Reisen in Europa, im Südkaukasus, in Turkestan, Südostasien und Südamerika vermehrte. Heger war ab 1878 Mitglied der AG und dort als erster Sekretär und Redakteur (1887 bis 1898), Ausschussmitglied (1883 bis 1886, 1899 bis 1905) und von 1906 bis 1920 als Vizepräsident tätig (vgl. Kritscher/Szilvássy/Hauser 1995/96: 56; o.A. 1958 ; Christian 1932: [3]).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04504)