Johannes Ulrich Hubschmied an Hugo Schuchardt (08-04881)

von Johannes Ulrich Hubschmied

an Hugo Schuchardt

Küsnacht

02. 02. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Gilliéron, Jules Terracher, Louis Adolphe Grammont, Maurice Thomas, Antoine Jespersen, Otto Steiner, Herbert Millardet, Georges (1923) Jespersen, Otto (1922) Schuchardt, Hugo (1923)

Zitiervorschlag: Johannes Ulrich Hubschmied an Hugo Schuchardt (08-04881). Küsnacht, 02. 02. 1923. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4959, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4959.


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Lieber und hochverehrter meister,

herzlichen dank für Ihr freundliches kärtchen zum 4. febr.1 Ihnen wünsch ich zur vollendung Ihres 81. lebensjahres dass Sie noch manches jahr in geistiger frische wirken und Ihre reiche ernte unter dach bringen können.

|2| Zu weihnachten hab ich Ihnen in aller eile ein paar zeilen mit der maschine geschrieben, gerade vor meiner abreise nach Rüschegg zu meinen eltern. Hinterdrein ist mir in den sinn gekommen, dass ich wahrscheinlich den brief zu unterzeichnen vergessen habe.2 Hoffentlich haben Sie erraten, von wem der brief kam.

|3| Letzter tage habe ich das neue buch von Millardet gelesen [Linguistique et dialectologie romanes].3 Es ist vor allem gegen Gilliéron und Terrachet4 gerichtet, führt aber die polemik in hämischer und wenig vornehmer weise. Hors de Grammont, Millardet et Thomas5, point de salut. Da ist Jespersens Language, its nature, development and origin6 eine erquicklichere lektüre.

|4| Durch Herbert Steiner7 hab ich gestern das letzte heft der Revue Basque bekommen (er selber hats von dem basken, der in Zürich studiert); da hab ich von Ihrem poetischen Gruss an die baskische festversammlung in Guernica gelesen.8

Nun hätt ich noch eine grosse bitte; erschrecken Sie nicht. Herbert Steiner sagte mir, Sie hätten aus früherer Zeit noch eine grosse Zahl von |5| sonderabdrucken von artikeln von Ihnen. Sie würden mir eine sehr grosse freude machen, wenn sie mir einige davon zuschicken würden. (Ich besitze schon von Ihnen:

Über die lautgesetze.

Rom. etymol. I II.

Sachwortgeschichtliches über den dreschflegel

Bask. und roman.

Bask. und hamit.

Tšingurri.

Zur kenntn. der bask. mundart von Sara

|6| Revue basque 1914

Berb. hiatustilgung

Possessivisch und passivisch,

und natürlich das Brevier).

Da ich weiss, dass das porto jetzt für Österreicher eine grosse auslage ist, so erlaube ich mir, eine kleinigkeit fürs porto beizulegen.

Grüssen Sie mir bitte herrn und frau Mairhuber9|7| und empfangen Sie selber die herzlichsten grüsse

J. U. Hubschmied.

[Von der Hand Schuchardts: Ich schicke ihm am 7. Febr. alle überschüssigen SA vom Ltbl (über 2 Exempl) von Anfang an (etwa zwei Dutzend)

Ein Leskien

Baskische Konj. (RB IX)

Dechepareana ff. (RB V)

Leizarragana ebd.]


1 Hubschmied war am 4.2.1881 in Rüschegg Kt. Bern geboren und hatte damit am gleichen Tag Geburtstag wie Schuchardt. Dort war sein Vater Johann reformierter Pfarrer.

2 Nein, der Brief trägt eine persönliche Unterschrift.

3 Georges Millardet, Linguistique et dialectologie romanes. Problèmes et méthodes, Montpellier-Paris, Société des langues romanes-Champion, 1923; ein Jahr später folgte Linguistique et dialectologie romanes: réponse à quelques critiques, Montpellier: Société des langues romanes, 1924.

4 Verschreibung für Adolphe Louis Terracher.

5 Maurice Grammont (1866-1946), Georges Millardet (1876-1953) und Antoine Thomas (1857-1935) waren bekannte französische Linguisten; Schuchardt korrespondierte mit Grammont und Thomas.

6 Erstmals 1922 in London bei Allen & Unwin erschienen.

7 In Steiners Briefen (HSA, Lfdr.Nr. 01-11236 - 45-11266) wird Hubschmied häufig erwähnt.

8 Vgl. Steiner an Schuchardt, HSA, Lfd.Nr. 38-12261. Im NL Steiner in Marbach, DLA, befindet sich nur ein Brief Hubschmieds aus dem Jahr 1958. Es handelt sich um Schuchardt, „Saludo del Prof. H. Schuchardt al Congreso [Gruß zum Fest von Gernika (Sept. 1922), deutsch mit baskischer Übersetzung]“, III Congreso de Estudios Vascos: Gernika 1922. Lengua y enseñanza, 77.

9 Verschrieben für Mayrhuber, vgl. Lfd.Nr. 07-04880.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 04881)