Fritz Neumann an Hugo Schuchardt (12-07770)

von Fritz Neumann

an Hugo Schuchardt

Freiburg im Breisgau

25. 08. 1886

language Deutsch

Schlagwörter: Sprachen in der Dominikanischen Republik Lautgesetze Reflexion über Forschung Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Publikationsvorhaben Reflexion über das Rezensieren Literarisches Centralblatt für Deutschland Universität Heidelberglanguage Spanisch (Bolivien) Paul, Hermann Meyer, Gustav Paris, Gaston Schuchardt, Hugo (1886) Neumann, Fritz (1886) Schuchardt, Hugo (1885) Schuchardt, Hugo (1885) Schuchardt, Hugo (1885) Schuchardt, Hugo (1886)

Zitiervorschlag: Fritz Neumann an Hugo Schuchardt (12-07770). Freiburg im Breisgau, 25. 08. 1886. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4899, abgerufen am 19. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4899.


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Freiburg 25.8.86

Lieber Freund!

Ich muß zunächst sehr um Verzeihung bitten, daß ich erst jetzt auf Ihren Brief, den ich vor c. 4 Wochen erhielt, antworte: die gehäuften Arbeiten am Schluß des Sommersemesters, dann das Heidelberger Jubiläum1, endlich eine kleine Reise, das waren die wesentlichen verzögernden Factoren.

Was nun Paul und sein intimeres Verhältniß zur rein lautlichen Analogie anbetrifft, so kann ich den Anfangspunkt dieses Verhältnisses ziemlich genau fixiren. Als Paul und ich uns in meinem ersten Semester hier (Sommer 1882) des öftern über verschiedene Punkte der „Principien“ besprachen, trug ich ihm Fälle wie fo – fon, bo – bon, ne – ned, que – qued etc. vor, mit dem Hinweis, daß man auf Grund solcher Beispiele doch auch von rein lautl. Analogie sprechen könne. Soviel ich mich erinnere, schien er derartige Fälle damals noch nicht genügend in Erwägung gezogen zu haben. Er meinte viel- |2| mehr anfangs, daß hier wohl keine Analogiebildungen vorlägen, die Erklärung daher in anderer Richtung zu suchen sei. Einige Zeit darauf (es war, glaube ich, noch in demselben Semester) hatte er sich dann die Sache näher überlegt, er erkannte die Erklärung von fo – fon etc. und eine Kategorie?lautl. Analogie an. Das der Thatbestand.

Ich habe mich sehr gefreut in Heidelberg die Bekanntschaft von Gustav Meyer2 gemacht zu haben, zumal ich von ihm einmal wieder über Sie ausführlicher hörte. Wir bedauerten sehr, sie nicht auch in Heidelberg zu sehn. Ihr „Keltisches und Romanisches“3 habe ich erhalten; besten Dank dafür: es wird eine allgemeine Freude sein, die schönen Artikel jetzt so beisammen zu haben. Ich denke im Literaturblatt darüber zu sprechen.4 Der „ungenannte Freund“ ist nicht, wie Sie S. 428 angeben, Gaston Paris, sondern der Heidelberger Historiker Erdmansdörffer5, von seiner Berliner Zeit her mit Tobler eng befreundet. – Aus dem Centralblatt6 und aus der Berliner Literaturzeitung7 ersehe ich, daß Sie das Rezensieren noch nicht aufgegeben haben; darf ich daher wohl hoffen, daß Sie auch dem Ltbl. bald |3| einmal einen Beitrag wieder zuwenden? Sie haben dasselbe gegen früher in diesem Jahre auffallend vernachlässigt.

Anbei ein kleines Opus von mir.8

In unwandelbarer Freundschaft

Ihr

herzlich ergebener

Fritz Neumann

Beste Grüße an Kollege Meyer!


1 Es handelt sich um das 500jährige Jubiläum der Universität Heidelberg, das in den ersten Augusttagen festlich begangen wurde.

2 Vgl. Lfd.Nr. 07-07765.

3 Romanisches und Keltisches.Gesammelte Aufsätze, Berlin 1886.

4 Neumann, LgrP 7, 1886, 402.

5 Bernhard Erdmannsdörffer (1833-1901), seit 1874 Nachfolger von Heinrich Treitschke in Heidelberg.

6Anzeige von: A. Rösiger, Neu-Hengstett“, Literarisches Zentralblatt, 1885, 311f. und zwei weitere 352-353 u. 1488-1490.

7Anzeige von: O. Jespersen, Til spörgsmålet om lydlove - J, Hornemann Bredsdorff, Om Aarsagerne til Sprogenes Forandringer“, Deutsche Literaturz. 1886, 1556-1559

8 Die romanische Philologie: ein Grundriss, Leipzig 1886.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07770)