Adolf Mussafia an Hugo Schuchardt (30-07650)

von Adolf Mussafia

an Hugo Schuchardt

Unbekannt

1878

language Deutsch

Schlagwörter: Diezstiftung Österreichische Akademie der Wissenschaften (Wien) Publikationsvorhaben Zeitschrift für österreichische Gymnasien Zeitschrift für romanische Philologie Zeitschrift für das Realschulwesen Romanische Philologie Martin, Ernst Hortis, Attilio Heinzel, Richard Demattio, Fortunato Miklosich, Franz von Hartel, Wilhelm von Lemcke, Ludwig Lubin, Anton

Zitiervorschlag: Adolf Mussafia an Hugo Schuchardt (30-07650). Unbekannt, 1878. Hrsg. von Klaus Lichem und Wolfgang Würdinger (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2355, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2355.


|1|

Verehrtester Freund!1

Ich bedauere herzlich, dass Sie Ihr Vorhaben, nach Wien zu kommen nicht ausgeführt haben; einmal weil ich des grossen Vergnügens beraubt wurde einige Stunden in Ihrer mir immer so angenehmen und anregenden Gesellschaft zuzubringen, dann wegen der DS.2 - Der Stand der Angelegenheit ist folgender. Wir haben

von Lehrern an Wiener Rsch. 83 f.

Von Martin & Genossen 50 "

Von Schuch. u. Genossen 74 "

Von Hortis u. 100 "

Strasnitzky u. Hofr. Krumhaar 20 "

Mussafia 50 "

Heinzel (10) Tomaschek (5) 15 "

382"

DeMattio kündigte einen Rententitel zu 100 fl. Nominal (63-64 fl.) als eigenen Beitrag an. Mikl. hat von sich noch nichts verlauten lassen. Von Hartel, Cornet, Hofmann (Eman.) eerwarte ich je 5 fl. Wir bringen es höchstens auf 470-480 fl. Mit einer so kleinen Summe können wir, meiner Ansicht nach, weder eine eigene selbständige Zweigstiftung gründen, noch eine conditio qua non dem Berliner Hauptcomité‚ gegenüber aufstellen. Meine Ansicht nun wäre: die gesammelte Summe nach Berlin zu schicken, mit einem Begleitschreiben des öst. Comité worin das Ansuchen und die Hoffnung ausgesprochen werde, dass bei der Constituirung der Stiftung der öster. Ak. der Wiss. eine berathende Stimme in Bezug auf die Verwendung der Interessen gewahrt bleibe. Über die Form könnte man dann leicht einig werden. Ich möchte aber nicht, ich wiederhole es, es als eine Bedingung aufstellen, so dass im Weigerungsfalle wir unsere Gulden zurückzögen.

Ich beschwöre Sie nun, geehrter Freund, sich dieser meiner Ansicht, welche doch das einzige Mittel bietet, der leidigen Angelegenheit ein Ende zu machen, anschließen zu wollen und mir mit umgehender Post Ihre Zusage mitzutheilen, damit ich in diesem Sinne an Martin, DeM. und Hortis schreibe und mich endlich des Geldes entledige. |2| Wenn wir dann Bericht über die Angelegenheit abstatten werden (in Gröber's Ztsch., Ztschr. für ö. Gymn, Ztschr. für Rschulwesen, vielleicht auch in einem Tagesblatte) so können wir immerhin zusetzen. "Diese Summe wurde dem Berl. Hauptcom. zugesandt, und zugleich der Wunsch u. die Hoffnung ausgespr., es möge u.s.w." Thun es dann die Berl. nicht, so wird doch Jeder wissen, dass wir unsere Pfl. gethan haben.

Das Schwierigste scheint mir in dem Umstande zu liegen, daß Lemcke3 u. Rieger Ihnen Beiträge geschickt haben. Sie meinten offenbar, das Geld gehe nicht nach Berlin; bei der jetzigen Sachlage dürften Sie vielleicht doch zu bewegen sein, Ihren Beitrag von uns zurückzuziehen und ihn direct nach B. zu schicken. Das Ordnen dieser kleinen Angeleg. möge, ich bitte Sie, Ihre Sorge sein.

Überlegen Sie also, lieber Freund, die Sache; opfern Sie ein wenig ihren Standpunct dem Wohle des Ganzen und, ich wage es zu sagen, meiner etwas schwierigen Lage; da das Beste unerreichbar war, begnügen wir uns mit dem Guten; am Ende hätten wir Jedem der in was immer für einem Lande unter was immer für einer Form eine Stift. zu Ehre unseres grossen Todten gegründet hätte, ein Paar Gulden nicht versagt. Wir spielen jedenfalls die bessere Rolle, wenn man sieht, dass trotz unserer abweichenden Ansicht wir dennoch nicht gestatten, daß bei der Gründung einer DSt. unser Namen fehle.

Leben Sie recht wol

Ihr treuer

A Mussafia

14. 78.

Sagen Sie Botteri in meinem Namen, er muss uns 5 fl. geben; es wäre eine Schande wenn er sich nicht betheiligte. Wissen Sie nicht Lubin's4 Adresse? Ich möchte ihm ein Paar Zeilen schreiben und ihm etwas abbetteln.


1 Die Angabe des Monats ist in der Datumsangabe nicht lesbar. Der Brief ist vermutlich in den ersten Monaten des Jahres 1878 entstanden.

2 Diezstiftung.

3 Vgl. dazu den Brief Ludwig Lemckes an Schuchardt vom 2. 8. 1877 (Bibl. Nr. 6380): "Ihrer schätzbaren Aufforderung zufolge sende ich Ihnen gleichzeitig mit diesem Schreiben durch Postanweisung meinen bescheidenen Beitrag zur Diezstiftung mit 30 Rmk. Ich habe zwar schon früher von Prof. Tobler eine Aufforderung dazu erhalten, fühle mich jedoch, in folge des von dem genannten Herrn dabei beabsichteten Verfahrens, nicht veranlaßt, die Sendung an ihn zu richten."

4 Anton Lubin war Schuchardts Amtsvorgänger in Graz: seit 1857 war er ao. Prof., von 1862 bis 1875 o. Prof. für italienische Sprache und Literatur; Schuchardt war der erste Vertreter der Lehrkanzel für romanische Philologie.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07650)