Friedrich Wilhelm Schmolck an Hugo Schuchardt (2-10133)

von Friedrich Wilhelm Schmolck

an Hugo Schuchardt

Mukkāli

29. 03. 1885

language Deutsch

Schlagwörter: Elizitierung Korrespondenzbeilagen Manuskriptnachlass Sprachkontakt (allgemein) Sprachverdrängung / bedrohte Sprachenlanguage Portugiesischbasierte Kreolsprachenlanguage Portugiesischbasierte Kreolsprache (Mahe)language Französisch außerhalb Europaslanguage Malayalamlanguage Englisch außerhalb Europaslanguage Portugiesisch (Mahé)language Französischlanguage Englisch D´Cruz, H. Rozario, [NN] de Mahé Schuchardt, Hugo (1889)

Zitiervorschlag: Friedrich Wilhelm Schmolck an Hugo Schuchardt (2-10133). Mukkāli, 29. 03. 1885. Hrsg. von Hugo Cardoso und Johannes Mücke (2015). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2176, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2176.


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Chombala, Mahè, 29 März 1885.

An Hrrn Professor Dr. H. Schuchardt, Graz.

Verehrtester Herr Professor.

Leider komme ich erst heute dazu, Ihnen einen kleinen Beitrag zu liefern. Ich bin aber unschuldig an der Verzögerung. Mr. D’Cruz hat mich eben im Stiche gelassen & als ich endlich etwas von ihm heraus hatte, wollte ich es nicht absenden ohne das Wenige von einem competenteren Manne prüfen & in seiner Weise wieder geben zu lassen. H. de Rozario, Sekretär des französ. Gouverneurs in Mahè,1 schrieb also das Gleiche in seiner Weise nieder.2

Nehmen Sie einstweilen mit dem Wenigen vorlieb. Ich kann Ihnen sagen, daß ich mehr als 6 mal deshalb zu laufen hatte. Unsere Herrn Portugiesen haben eben in keinem Ding sonderliche Eile & gleichen darin dem Hindoo auf’s Haar.

Auf eine Sache, die mir kürzlich aufstieß will ich Sie aufmerksam machen. Ein portugiesischer Advocat in Mahè teilte mir nämlich mit, daß in dem Mahè-|2|Portugiesisch nach & nach französ. Elemente Aufnahme gefunden haben, was sich sehr drollig ausnehmen soll. Er teilte mir Beispiele mündlich mit. Schriftlich habe ich trotz seiner Versprechungen moch nichts erhalten können, will mich aber darum bemühen.3

Es macht mir überhaupt Freude, wenn ich Ihnen in m[einen]4 bescheidenen Zeilen in etwas behülflich sein kann. Leider verstehe ich das Portugiesische nicht, da ich in m[einer] Arbeit in Mahè mit Französisch & Malayalim auskomme & namentlich letztere Sprache in ganz Mahè verstanden wird. 5 Leute die Portugiesisch schreiben können werden in Mahè immer seltener da das junge Geschlecht sich mehr dem Französischen & Englischen6 zuwendet & das Portugiesische meist nur noch für die häusliche Conversation in Anwendung kommt.

Zu ferneren Diensten bin ich gerne bereit & wenn Sie mir ganz bestimmte Fragen stellen wollen, kann ich Ihnen vielleicht auch noch mehr Beiträge liefern.

Mit aller Hochachtung grüßt Sie
Ihr Ergebenster

W. Schmolck


1 Schuchardt mentions Mr. Rozario in his article on the Indo-Portuguese of Mahé and Cannanore (Schuchardt 1889).

2 Both versions of the questionnaire are kept in the Schuchardt legacy in folder 11.23.14.5. D’Cruz’s and Rozario’s questionnaires can be told apart not only by the different handwriting but also by sporadic comments made by Schuchardt in his 1884 article.

3 Cf. Schuchardt (1889: 523).

4 Schmolck uses here and in the following sentence an abbreviation stroke ( Kürzungsstrich).

5 French was the language of administration in Mahé at this time, given that this was a French colony. Malayalam is the dominant language of the entire region.

6 The appeal of English, in this case, can be explained by the fact that Mahé, a small French colony, was surrounded by British-controlled territory.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 10133)